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Es war einmal eine kleine vorwitzige Maus, die von ganzem Herzen davon träumte, einmal in ihrem Leben ein richtig leckeres Stückchen Käse anknabbern zu können…
Sie huschte von Haus zu Haus. In dem einen Haus lag ein winziges Käsekrümelchen, doch das war gerade groß genug, um den Mäuseappetit ein wenig anzuregen. In einem anderen Haus lag ein ordentliches Stückchen Käse, das war jedoch schon ein wenig eingetrocknet und von leichtem Flaum überzogen…Aber die kleine Maus war so begierig nach Käse, dass sie alle Bedenken zur Seite schob und den Käse mit einem Happs verschlang. Die Tage danach hatte sie fürchterliche Bauchschmerzen und wollte erstmal keinen Käse mehr sehen; der Traum jedoch blieb.
Eines Tages flitzte die kleine Maus in ein Haus, welches ihr bis dahin nie aufgefallen war. Dort war alles ordentlich, sauber und fein. Staunend lustwandelte die kleine Maus von Zimmer zu Zimmer und – sie traute ihren Knopfaugen kaum- da lag auf einem kleinen Tischchen der leckerste Käse, den sie in ihrem Lebtag je gesehen hatte. Sie schaute und schnüffelte, alles ward in bester Ordnung, kein Monster auf Samtpfoten, kein Flugräuber in Sicht. Die kleine Maus blickte noch einmal um sich und biss mit Genuss in den leckeren Käse.
„Sssttt“, ein Knall, ein furchtbarer Schmerz in ihrem rechten Vorderbein. Die kleine Maus erschrak fast zu Tode. Sie fand sich eingeklemmt in einen Bügel aus glänzendem Stahl, sie zog und zerrte, zuckte und zappelte und nach langem Kampf war sie endlich wieder frei. Die kleine Maus humpelte auf drei Beinen davon, versteckte sich unter einem Schrank und besah sich ihre Verletzung. Das Bein war gebrochen und während sie ihre Wunden leckte, schwor sie sich, niemals mehr in ihrem Leben ein Stückchen Käse anzurühren.
Die kleine Maus nährte sich eine Zeit lang nur von Krümeln und Körnern, doch als das Bein verheilte und der Schmerz langsam in Vergessenheit geriet, kam mit aller Macht der Käsetraum zurück. Nacht für Nacht biss sie in die leckersten Käse und so beschloss sie eines Tages, sich erneut auf die Suche zu machen, denn sie dachte bei sich: „Was ist schlimmer, als immer nur unerfüllte Träume zu haben.“
Also zog sie erneut um Eck und Eck, von Haus zu Haus.
So ging einige Zeit ins Land, bis sie ein Haus betrat, weit ab der Stadt. Sie schlich sich leise hinein und als sie um die dritte Zimmerecke bog- blieb sie vor Staunen stehen. Vor ihr stand ein Schloss, ein wunderschöner Pavillon, matt glänzend aus filigranem Rotgold und in seiner Mitte lag ein riesiger Hügel von lieblichsten, lecker duftendem Käse. Die kleine Maus schluckte und dachte bei sich: „Das ist das Paradies!“
Durch den golden ausgeschlagenen Torbogen betrat sie den Pavillon und machte sich an den Käse. Sie fraß ein wenig von diesem und jenem, genoss den Weitblick, schlief ein Weilchen, erwachte und fraß weiter. So ging es einige Tage lang- die kleine Maus wähnte sich glücklich und am Ziel ihrer Träume. „Hier bleibe ich ein wenig.“, dachte sie und als der Käse zu Neige ging erfreute sie sich noch eine Zeit lang am Lichterspiel der Sonne im rotgoldenen Metall.
Doch eines Regentages übermannte sie der Hunger und die kleine Maus beschloss nun weiter zu ziehen und machte sich auf den Weg. Doch was war das? Der Eingang zum Torbogen war mit spitzen Lanzen versperrt. Die kleine Maus erschrak fürchterlich, bekam es mit der Angst zu tun und versuchte verzweifelt über die scharf geschliffenen Lanzen zu klettern.
Sie scheiterte kläglich und verletzte sich schwer…
Ihr Traum wurde bitter, der Hunger so groß, die Reue gewaltig und sie erkannte- auch dieses Schloss war eine Falle. Die kleine Maus erkannte erst jetzt das güldene Blendwerk und versank in düsteren Gedanken. Sie piepste kläglich, doch niemand kam, sie zu befreien, sie zu erlösen von ihrem Leid.
Die kleine Maus wurde dünn, sie wurde mager und eines Tages, als sie nur noch Haut und Knochen war, wagte sie einen letzten Versuch. Sie schob matt ihren Kopf zwischen die güldenen Verstrebungen ihres Gefängnisses, dann eine Pfote, die andere Pfote und so dürr wie sie war, passte sie gerade zwischen den engen Verstrebungen hindurch. Viele Haare blieben hängen, die Haut riss an vielen Stellen auf, doch die kleine Maus war endlich wieder frei.
Matt schleppte sie sich aufs Land, wo sie an der frischen Luft und bei dem guten Essen langsam wieder genas.
Und wieder kehrte mit aller Macht der Traum zurück. Käse, Käse nach Herzenslust- ohne Falle, ohne Jäger, ohne Angst. Doch die kleine Maus wollte nichts mehr davon wissen, denn sie hatte soviel schlechtes erlebt.
Eines Tages, die kleine Maus suchte gerade nach Brotkrümeln, betrat sie auf ihrer Suche ein Haus, in dem sie nie zuvor gewesen war. Und dieses Haus war randvoll gefüllt mit allen erdenklichen Sorten Käse. Die kleine Maus blinzelte-„ Mein Traum!“- sie blinzelte noch einmal, der Käse war noch da. Sie lief von Raum zu Raum, schaute nach oben, nach unten, zu jeder Seite und suchte die Falle- Es war keine Falle da!
Doch was war das? Dort saß ein Mäuserich- ein wunderbarer Mäuserich. Die beiden sahen sich an und begannen, gemeinsam den leckeren Käse aufzufressen…
 
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fressen sie noch heute.